Archäologisches Fenster am Münster, Herford

Realisierungswettbewerb

Der Entwurf begreift den Ort des ehemaligen Damenstifts als bedeutende Schnittstelle zwischen der mehrhundertjährigen Stifts- und Stadtgeschichte und der gegenwärtigen Situation eines zentralen städtischen Ortes. Die bauliche Maßnahme soll deshalb nicht nur die archäologischen Fundstellen sichtbar machen und im Rahmen der Ausstellung vielseitig präsentieren, sondern das aktive, sinnliche Erleben des Gesamtensembles mit hoher Aufenthaltsqualität für Besucher und die umliegenden Nutzungen ermöglichen.

Als bauliche Abbildung des Fundbereiches wird ein markantes Dach eingeführt, das mit seinen Außenkanten auf die städtebaulichen Setzungen der Umgebung reagiert und nach Norden eine neue Platzkante ausbildet. Das Dach bildet dabei in der Achse zwischen Innenstadt und Marta-Viertel einen prägnanten räumlichen Schlusspunkt. Auf dem Areal – das in seiner Gesamtheit als ehemaliger Stiftsbereich gelesen werden muss und bei dem in der langen Geschichte kein singulärer Zustand nachbildbar interpretiert werden kann – stellt das Dach die Verknüpfung von geschützten Innenräumen und überdachten Ausstellungsbereichen als abstraktes räumliches Element her.

Die Innenkanten des Daches nehmen formal Bezug auf die Rekonstruktion und historische Formation; der Verlauf des Kreuzgangs wird als bewusst abstrakt gehaltener Verweis abgebildet. Das Zusammenspiel der entwurflichen Maßnahmen verweist dabei auf die Bildung einer gemeinsamen Mitte und rekonstruiert eine Zentralität, die dem Ort neben der Bedeutungs- und Erinnerungsebene eine neue ruhige Aufenthaltsqualität gibt. Innerhalb der Dachstruktur werden die Bereiche des ehemaligen Nord- und Ostflügels durch eine deutliche Überhöhung klar ablesbar und mit einer wechselnden Struktur aus massiven Vitrinenwänden und transparenten Flächen hinter den tragenden Stützen klar strukturiert. Die das Dach tragenden Stützen sind jeweils an relevanten Befundorten aufgestellt und bilden nicht nur die Rekonstruktion ab, sondern verweisen konkret auf die Koordinaten der archäologischen Erschließung des Fundortes und damit die „objektive“ archäologische Betrachtungsebene, die dem gesamten Entwurf als prägendes Raster zugrunde liegt.


Zusammen mit: Kirchhoff Quack Architekten
Zusammen mit: hannes hamann landschaftsarchitekten
Zeitraum: Januar – April 2019