Büro am Sitz des Leiters und Pfarrheim, Rietberg

2. Preis im Hochbaulichen Realisierungswettbewerb

Im Rahmen der Umstrukturierung innerhalb des „Pastoralen Raum Rietberg“ soll das „Büro am Sitz des Leiters“ gestärkt und mit zusätzlichen Funktionen ergänzt werden. Der Entwurf reagiert auf die Anforderungen und den erhöhten Flächenbedarf mit einem Neubau, der die vorhandenen Flurstücke optimal nutzt, in seiner inneren Organisation flexibel ist und sich kontextsensitiv in das historische Stadtbild einfügt. Zwar weicht die gewählte Dachneigung mit 30° leicht von den Vorgaben der Gestaltungssatzung ab – vermittelt dadurch jedoch sensibel zwischen den trauf- und giebelständigen Nachbargebäuden und ermöglicht die Unterbringung aller Funktionen auf lediglich 2 Vollgeschossen und einem Untergeschoss. Dadurch werden vielfältige Funktionszusammenhänge und kurze Wege innerhalb des neuen Stadtbausteins gefördert.

In der städtebaulichen Setzung fügt sich der ruhige Baukörper in das Ensemble von Kirche, Rathaus und Stadtverwaltung ein und stärkt die dazwischenliegende Platzsituation. Dabei wird durch die gliedernden Einschnitte und transparenten Bereiche im Erdgeschosse das Gebäude und dessen Umfeld für die Nutzer:innen in besonderer Weise erlebbar gemacht. In Richtung Süd-Ost rückt das Haus – unter Berücksichtigung des Wegerechtes – maximal an die Bestandsgebäude heran und führt die Reihe aus historischen, giebelständigen Fachwerkhäusern neuinterpretiert weiter. Die Ausrichtung des Gebäudes bezieht sich dabei auf das gegenüberliegende Haus an der Rügenstraße 2. In der Höhenentwicklung orientiert sich der Entwurf an den Bestandsgebäuden und bildet an der Rügenstraße einen dezenten Hochpunkt. In nordwestlicher Richtung – zum grünen Garten – wird der Baukörper passend zu den flachen Anbauten der Umgebungsgebäude etwas niedriger ausformuliert und hält auch dort 3 m Abstand zur Grundstücksgrenze, wodurch der wichtige Bestandsbaum erhalten bleiben und eine transparente Fassade mit großen Öffnungselementen entwickelt werden kann.

Der Haupteingang ist nach Süd-Westen zum Platz orientiert und verbindet über ein großzügiges und transparentes Foyer die öffentlichen Nutzungen – wie den großen Saal und den Gruppenraum 1 – mit dem öffentlichen Raum. Diese Räume können je nach Bedarf sowohl zum Platz als auch zum privateren Grün in Richtung Nord-Westen geöffnet und/oder zusammengeschaltet werden. Ergänzt wird diese Funktionseinheit durch die Küche mit Getränkelager, die über eine Durchreiche sowohl den großen Saal als auch das Foyer bewirten kann. Weiterhin befinden sich im Erdgeschoss in unmittelbarer Nähe zum Haupteingang die Büroräume mit Besprechungsbereichen der Verwaltung, wobei vor allem das Front Office gut zugänglich für den Publikumsverkehr ist. Ein weiteres ruhiges Büro mit Tagesarchiv und ein Kopierbereich komplettieren diese Funktionseinheit. Über das zentral gelegene Treppenhaus im Foyer mit Wartebereich und Garderobe werden die Besucher:innen und Mitarbeiter:innen in die anderen Geschosse geleitet.

Im Obergeschoss sind weitere öffentliche Nutzungen des Pfarrheims – wie der Jugendraum und der Gruppenraum 2 – zusammenschaltbar nach Süd-Westen zur Kirche und zum Platz orientiert. Diese lassen sich direkt vom Treppenhaus über einen Aufenthaltsbereich im Obergeschoss erschließen, wodurch der angrenzende Büro- und Besprechungsbereich als ruhige Einheit ohne großen Publikumsverkehr genutzt werden kann. Hier dient der großzügige Flur nicht nur der Erschließung, sondern ebenso als Warte- und Kommunikationszone, die durch eine Loggia belichtet wird und damit einen qualitätsvollen Außenraumbezug nach Nord-Westen und Nord-Osten zum grünen Garten aufweist. Eine weitere Fluchttreppe kann an dieser Stelle optional vorgesehen werden. Vom Flur abgehend sind nach Nord-Westen die „Offiziellen Bereiche“ für den Pastor und die Büros der Leiter sowie der multifunktional nutzbare Besprechungsraum mit Blick auf Platz und Kirche angelegt. Das Obergeschoss kragt an dieser Seite – durch die Bauordnung ermöglicht – leicht über die Flurstückgrenze in den öffentlichen Raum hinein. Auch der Bestands-Trafo kann unter dieser Auskragung erhalten bleiben. Nach Süd-Osten ausgerichtet befinden sich die pastoralen Büroräume sowie die Räume für Kirchenvorstände und Kirchenmusik. Auch das Treppenhaus mit den angrenzenden dienenden Verwaltungsfunktionen wie Angestellten-WC´s, Teeküche und Putzmittelraum sind zu dieser Seite ausgerichtet. Die konsequente Logik im Inneren und die optimal nutzbaren Raumtiefen und Grundrisse ermöglichen vor allem im Obergeschoss eine flexible Nutzung der Räume.
Die bisherige Unterkellerung des Bestandsgebäudes wird als Ausgangspunkt für das zukünftige Untergeschoss im südlichen Gebäudeteil genutzt. Dort befinden sich die öffentlichen WC´s sowie Lager-, Technik- und Archivflächen und der Serverraum. Alle Gebäudeebenen können über einen Lift und ausreichend breite Verkehrsflächen barrierefrei erschlossen werden.


Zusammen mit: Kirchhoff Quack Architekten
Zeitraum:  Juni – August 2022