Neubau Stadtteilschule Kirchwerder, Hamburg
Realisierungswettbewerb
Der Neubau für die Stadtteilschule Kirchwerder positioniert sich als prägnante städtebauliche Setzung am Gelenk zwischen Kirchenheerweg und dem Kirchwerder Marschbahndamm. Das Spannungsfeld zwischen Kirchenheerweg und dem südlich anschließenden Landschaftsraum wird durch die Setzung des neuen Baukörpers gestärkt und die Bebauungsstruktur des nordöstlich anschließenden Ortskernes mit bestehenden und neu geplanten Wohngebäuden unter Aufnahme der Bebauungskanten zu einem prägnanten Abschluss gebracht. Mit einer leichten Auskragung bildet der Neubau eine Adresse zum Kirchheerweg aus. Die Schmalseite korrespondiert mit der Maßstäblichkeit der Umgebungsgebäude, während sich die Baumasse in die Tiefe des Grundstücks und parallel zum Wasser entwickelt. Hier ist straßenseitig der Haupteingang orientiert, während ein weiterer Gebäudezugang direkt auf die Schulhoffläche geführt wird. Die Positionierung der Sporthalle im Nordosten schafft einen Abschluss des Schulhofes zum Wohngebiet und ermöglicht deren Nutzung auch unabhängig vom Schulbetrieb.
Durch leichte Verschiebungen, Auskragungen und Unterschnitte im Erdgeschossbereich des vorwiegend dreigeschossigen Baukörpers wird zum einen die programmatische Vielfalt der Nutzung auch in der Gestaltung thematisiert, zum anderen im Maßstab zur angrenzenden zwei- bis dreigeschossigen Bebauung vermittelt. Eine mehrfach gefaltete Fassade gliedert die Länge des Baukörpers und erzeugt formale Bezüge zu geneigten Dächern der Umgebungsgebäude.
Freiraumqualität / Grüner Schulhof
Die baukörperliche Setzung unterstützt die räumliche Fassung des grünen Schulhofes, der als zusammenhängende Fläche zwischen dem nördlichen Grünzug mit Wasserachse und dem südöstlich begrenzenden Siel positioniert ist und durch die freie Orientierung in den südöstlich anschließenden Landschaftsraum einen großzügigen Freiraum mit regionaltypischer Prägung ausbildet. In einem spannungsvollen Wechsel sind Aufenthaltsflächen, Holzterrassen und begrünte Bereiche angeordnet. Hier sind die Außenspiel- und Sportflächen integriert, die auch für die Nutzung in der Pause zur Verfügung stehen. Südwestlich des Neubaus entsteht als Schulterrassen ein bewegter, baumbestandener Freibereich mit einer Vielzahl von Aufenthaltszonen mit direktem Wasserbezug.
Oberflächenwasser wird über die bestehenden Siele abgeführt und durch eine Aufweitung als Schulteich erlebbar gemacht. Zwei Siele werden auf kurzer Strecke verrohrt unter der Gebäudesohle geführt. PKW-Stelllplätze befinden sich kreuzungsfrei erschlossen am Kirchenheerweg, für Fahrräder sind zwei Stellplatzflächen vorgesehen.
Baukörper / Funktionen
Durch mehrere Faltungen in den Fassaden der im Grundsatz dreibündigen Grundrissfigur entsteht in allen Geschossen eine sich verjüngende und aufweitende Mittelzone, die mit Lufträumen und Bewegungsflächen qualitätvolle Aufenthalts- und Erschließungsbereiche als Schul- und Lernlandschaft ermöglicht. Dunkelzonen nehmen dienende Funktionen auf und gliedern die Lernlandschaft in ruhigere Aufenthaltsbereiche und Bewegungszonen. Die nach außen orientierten Klassen- und Fachräume bieten ausgezeichnete Belichtungsverhältnisse bei weitem, unverbautem Blick und grünem Freiraumbezug in die Umgebung.
Entsprechend der baukörperlichen Gliederung nimmt das Erdgeschoss des Neubaus die zentralen Schulfunktionen auf: auf kurzen Wegen erreichbar und verbunden mit den Eingangsbereichen befinden sich hier Aula, Mensa und Schülerbibliothek in einem Raumzusammenhang mit der mehrgeschossigen Eingangshalle und zugeordneten Freisitzen im Süden mit Wasserbezug. Ebenfalls an den Terrassen zum Südlichen Kirchwerder Sammelgraben sind die Lehrerzimmer und die Verwaltung mit einer internen Erschließung positioniert; dabei sind an mehreren Stellen Verbindungen zur zentralen Erschließungshalle vorgesehen. Den inhaltlichen Schwerpunkt der Schule unterstützend sind die Kunst- und Werkräume mit direktem Freiraumbezug schulhofseitig angeordnet.
In den beiden Obergeschossen befinden sich die Klassenräume: die Jahrgangsstufen 5, 6 und 7 sowie die Fachräume der Naturwissenschaften liegen im 1. Obergeschoss, im 2. Obergeschoss sind die Jahrgangsstufen 8, 9 und 10, die Oberstufe sowie die Fachräume der Musik verortet. Gruppen- und Jahrgangsräume bilden gemeinsam mit den Differenzierungsräumen helle Begegnungs- und Aktivitätsflächen, die die Lernlandschaft der Mittelzone mit den Außenbereichen verbinden. In dieser Lernlandschaft sind auch die als Jahrgangsräume bezeichneten Flächen für Lernen und Aufenthalt verortet.
Zeitraum: Oktober 2016 – Januar 2017